In Anlehnung an das Konzept der rheinland-pfälzischen Dorf-Büros und dem Schreibtisch in Prüm wurden ostbelgische Gemeinden dazu aufgerufen, bis Ende Dezember 2020 einen Vorschlag für ein Co-Working-Konzept in gemeindeeigener Infrastruktur einzureichen. Das aussichtsreichste Konzept für ein Dorf-Büro sollte den Zuschlag für eine Anschubfinanzierung von maximal 15.000 Euro bekommen. Nachdem die Gemeinden Lontzen und Amel Projektskizzen eingereicht haben, hat eine Jury die Empfehlung ausgesprochen, beiden Projekten die Realisierung zu ermöglichen. Neben Vertreter*innen der hiesigen Wirtschaftsförderung und dem Ministerium der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens waren ebenfalls Susanne Gill und Pia Franziskus von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz Teil der Fachjury.
In den Gemeinden Herbesthal und Amel sollen also noch Ende diesen bzw. Anfang nächsten Jahres zwei aussichtsreiche obwohl konzeptionell unterschiedliche Dorf-Büros eingerichtet und eröffnet werden:
Amel hat ein ganzheitliches und intergenerationelles Konzept für ein Dorf-Büro eingereicht und verschiedene Komponenten der Dorfentwicklung eingebaut. Im Gebäudekomplex „Am Bambusch“ wird eine Kinderkrippe und ein Seniorendorfhaus neu eigenrichtet. In den Räumen der bestehenden Bibliothek werden die Arbeitsplätze des Dorf-Büros gestaltet. Mögliche Nutzer*innen des Dorf-Büros sind quasi schon vor Ort: Eltern der nebenan betreuten Kinder als auch Bibliotheksbenutzer, Seniorinnen und Senioren oder auch Studentinnen und Studenten aus der Gegend, die einen ruhigen Platz zum Recherchieren und Lernen suchen.
Die Gemeinde Lontzen möchte ein Dorf-Büro in Herbesthal eröffnen. Auch hier sind verschiedene Träger unter einem Dach integriert. Das Dorf-Büro soll in einem Raum des ehemaligen Postpaketdienstes am alten Bahnhof eingerichtet werden, und zwar zwischen dem Jugendtreff von Herbesthal und den Clubräumen des ansässigen Petanque Clubs, die auch im gleichen Gebäudekomplex liegen. Der halbstädtische Standort Herbesthal, die Nähe zum East-Belgium Park und die sehr gute Verkehrsanbindung an viele wirtschaftliche Ballungsgebiete der Grenzregion können dieses Dorf-Büro für viele Nutzer*innen attraktiv machen.
Obwohl der Aufruf zur Einreichung eines Konzeptentwurfes nur einer Gemeinde in Ostbelgien den Zuschlag für den Zuschuss ermöglichte, hat sich die Jury in ihrer Empfehlung für die Anschubfinanzierung beider Entwürfe ausgesprochen. Die Gemeinden sind geographisch so verortet, dass sie sich mit ihren Dorf-Büros keine Konkurrenz machen. Außerdem sind Herbesthal und Amel in Lage, Bevölkerungsstruktur und Urbanisierungsgrad sehr unterschiedlich. Es entstehen somit mit diesen zwei Dorf-Büros unterschiedliche Erfahrungswerte, die als Modelle für weitere Gemeinden zur Verfügung stehen können. Schließlich wird ganz ausdrücklich das Ziel beider Gemeinden unterstützt, die Auslastung von im Gemeindebesitz befindlichen Räumlichkeiten zu erhöhen und somit die Bürger*innen, die Vereine und die Träger für neue Nutzungsmöglichkeiten und Kooperationen zu sensibilisieren. „Die Dorf-Büros im Norden und im Süden unserer Region können sich zu Musterbeispielen innovativer und zukunftsgerichteter Dorfplanung entwickeln. Alle Generationen zu integrieren, alle Nutzungsmöglichkeiten zu erkennen und Synergien zu begünstigen, empfinde ich als den richtigen Weg in Richtung Neugestaltung der dörflichen Gemeinschaft. Daher unterstütze ich natürlich beide Projekte und freue mich, dass unsere Gemeinden das Potenzial erkannt haben“, meint auch die für ländliche Entwicklung und Digitalisierung zuständige Ministerin Isabelle Weykmans.