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“MoselWerk” – Mobiles arbeiten in der Calmont-Region

In pandemiebedingt kleiner Runde eröffnete am 10. Dezember der eigens für das Coworking-Space-Vorhaben gegründete Arbeitskreis zusammen mit Ortsbürgermeister Bernhard Himmen und VG-Bürgermeister Wolfgang Lambertz das Dorf-Büro “MoselWerk”. Das Dorf-Büro mitten im Ortskern der kernsanierten, historischen und denkmalgeschützten Immobilie soll die Arbeit zurück in den Ort holen und durch wegfallende Pendelstrecken den Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Lebensqualität bieten. Wir haben mit Patrick Weirich, Ideengeber aus dem Arbeitskreis, über Herausforderungen und auch Chancen für die Kommune und die Region gesprochen.

Am 10.12.2021 habt Ihr eröffnet, davor lagen viele Monate der Planung und des Umbaus. Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg bis zur Eröffnung?

Eine große Herausforderung neben den kommunalrechtlichen Bestimmungen war die kurze Vorbereitungszeit bis zur Eröffnung. Zwar waren es nach Bekanntgabe der Wettbewerbs-Auswahl noch immer einige Monate bis zur Eröffnung, jedoch gab es auch eine Vielzahl an Aufgaben und notwendigen Abstimmungen, die erfolgen mussten. Hinzu kam, dass sich die vielen Beteiligten – Ortsgemeinde, Verbandsgemeinde, Arbeitskreis sowie Entwicklungsagentur RLP und die Cowork AG – zunächst aufeinander einstellen mussten. Schließlich ging es darum, viele Perspektiven, Ideen und auch Terminkalender abzustimmen und einen gemeinsamen Weg zu finden.

Patrick Weirich, Ideengeber aus dem Arbeitskreis. Bildrechte: EA

Was war denn eigentlich Eure Motivation für eine Bewerbung als Dorf-Büro?

Ein Dorf-Büro hat die Chance, das Dorf neu zu beleben und Angebote für Einheimische und Gäste zu kreieren. 2019 nahm ich bereits in Absprache mit Anja Weber, der Wirtschaftsförderin der VG, an der Informationsveranstaltung zum Dorf-Büro Wettbewerb in Bingen teil. Zu diesem Zeitpunkt gab es innerhalb der Ortsgemeinde und auf Initiative der Verbandsgemeinde eine Zukunftsinitiative (Prozess zur Dorf-Entwicklung) in Ediger-Eller. Bei dieser Zukunftswerkstatt wurden verschiedene Ideen von den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und entwickelt. Es bildeten sich über Wochen mehrere Arbeitskreise, die sich regelmäßig auf Bürgerversammlungen austauschten. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie stoppte dann erst einmal alles. Im Oktober 2020 kam dann die Idee einen ersten Austausch als Videokonferenz für Interessierte zum Thema CoWorking zu organisieren. Im Nachgang bildete sich dann ein Arbeitskreis, der sich dann Stück für Stück mit einer möglichen Planung und Umsetzung eines Dorf-Büros auseinandersetzte. Im Januar 2021 kam dann der Entschluss sich an dem Wettbewerb zu beteiligen.

Welche Erwartungen für Eure Gemeinde habt Ihr an das Dorf-Büro und welche positiven Auswirkungen erhofft Ihr Euch?

Das Dorf-Büro hat das Potential, Arbeit zurück ins Dorf zu bringen und das Leben im Ländlichen Raum attraktiver zu gestalten. Es gibt unheimlich viele Pendlerinnen und Pendler, die täglich in die großen Ballungsgebiete z.B. in den Raum Koblenz oder Trier fahren. Nicht nur durch die Corona-Pandemie hat die Bedeutung an mobilem Arbeiten und Home-Office gewonnen. Mit dem Dorf-Büro schaffen wir ein Arbeitsumfeld außerhalb der eigenen Wohnung und außerhalb der eigenen Betriebsstätte bzw. des Unternehmens. Hinzu kommt, dass mit dem Dorf-Büro ein neues Angebot in unserer Gemeinde und Region entsteht. Ein Angebot, das anschlussfähig ist und auch für andere Einrichtungen und Aktivitäten einen zusätzlichen Mehrwert generiert, so z.B. im Tourismus, im Weinbau oder der Nahversorgung. Auch der Standort im ehemaligen Gasthof Christoffel ist etwas Besonderes. Das historische Gebäude, mit dem Schwalbensaal und Kegelbahn war früher ein Mittelpunkt des Dorfgeschehens und kann es auch wieder werden. Hier fanden Hochzeiten, Karneval, Kinoabende und vieles mehr statt. Jetzt entsteht hier etwas Neues.

Was erwartet Eure zukünftigen Nutzer und Nutzerinnen im MoselWerk und wie wird das Dorf-Büro ausgestattet sein?

Im MoselWerk Coworking haben wir sowohl Gemeinschafts- als auch Einzelbüros. Dazu gibt es einen Besprechungsraum für 8-10 Personen mit modernster Technik für Präsentationen und Videokonferenzen sowie eine voll ausgestattete Teeküche. Nutzerinnen und Nutzer sollen bei uns nichts vermissen. So gibt es bspw. elektronische Türschlösser, die mit einer App geöffnet werden können, Highspeed Internet (bis zu 150 Mbit/s), elektrisch höhenverstellbare Schreibtische, einen Backofen mit Mikrowelle, LAN-Anschlüsse und vieles mehr. In der unmittelbaren Umgebung befindet sich ein Lebensmittelgeschäft, eine Bank, eine Post, zahlreiche gastronomische Angebote, Bushaltestellen und der Bahnhof in Eller. Die Voraussetzungen in der Region und im Gebäude sind also hervorragend. Unser Ziel ist es, Stück für Stück eine Art Community/Gemeinschaft zu schaffen, die zukunftsfähiges Arbeiten in unserer Region etabliert und weiterentwickelt.

Professionell und modern ausgestatteter Besprechungsraum im MoselWerk. Bildrechte: OG Ediger-Eller.

Wie haben die Bürgerinnen und Bürger reagiert, als sie erfahren haben, dass ein Dorf-Büro in Eurer Gemeinde eingerichtet wird und war das Konzept eines Dorf-Büros oder eines Coworking Spaces bekannt?

Bei der ersten Vorstellung auf einer Bürgerversammlung im Rahmen der Zukunftswerkstatt gab es großes Interesse und Neugierde an dem Thema. Den meisten Bürgerinnen und Bürgern war und ist es eher unbekannt. Im Zuge der Planungs- und Umsetzungsphase können sich mittlerweile mehrere Leute darunter schon eher etwas vorstellen. Dennoch ist hier noch viel Informationsarbeit zu leisten. Die Öffentlichkeitsarbeit der Entwicklungsagentur als auch von den anderen Dorf-Büros in Rheinland-Pfalz zu dem Thema ist also auch für uns von großer Bedeutung.

Warum ist Eure Region besonders für das Dorf-Büro geeignet? Welche Aspekte liegen Euch beim Dorf-Büro besonders am Herzen?

Ediger-Eller liegt in der Calmont-Region, dem steilsten Weinberg Europas. Es gibt hier aber nicht nur eine malerische Flusslandschaft und schöne Fachwerkhäuser, sondern auch eine sehr aktive Dorfgemeinschaft mit vielen Vereinen und Aktiven. Wir sind davon überzeugt, dass ein Dorf-Büro andere bestehende Einrichtungen oder Angebote in unserem Ort und der Calmont-Region noch einmal bestärken kann. Es kommt etwas neues hinzu.

Wie wollt Ihr das Dorf-Büro bekannt machen? Was macht Ihr bereits?

Am 10. Dezember fand unsere „stille Eröffnung“ statt. Wie bereits andere Dorf-Büros in den vorherigen Zeiträumen lief auch unser Eröffnungstermin in eine der Corona-Wellen hinein. Unser Ansatz ist es, zunächst persönlich auf Interessierte und denkbare Nutzerinnen und Nutzer einzugehen. In vielen Fällen kennt man ja die Leute im Ort oder aus den Nachbarorten, die im Home-Office oder mobil arbeiten, Selbstständig sind oder lange Pendelstrecken haben. Im Frühjahr, wenn die Rahmenbedingungen es zulassen, planen wir eine größere Eröffnungsfeier, um möglichst viele Leute für das Thema mobiles Arbeiten in der Region zu begeistern. Hinzu kommen viele Synergien bspw. mit dem Standortmarketing „Kurvenkreis Cochem-Zell“, der Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde Cochem und auch in der touristischen Vermarktung. Außerdem wollen wir mit unserem Angebot auch gezielt größere Firmen aus den Metropolen Köln-Bonn, dem Rhein-Main-Gebiet oder auch Koblenz und Trier ansprechen. Wir sehen in den Tagungsangeboten, z.B. für Teamklausuren oder Meetings mit einer Kombination Freizeitaktivitäten in unserer schönen Region eine große Chance und ein Alleinstellungsmerkmal. Tagsüber gemeinsam im MoselWerk Coworking arbeiten, im Anschluss zu einer Kanutour auf die Mosel oder einer Wanderung zum Gipfelkreuz am Calmont-Klettersteig? Da wäre eine Weinprobe bei lokalen Winzern doch ein passender Tagesabschluss.

Wer sind die Köpfe hinter dem neuen Dorf-Büro?

Das Dorf-Büro ist ein Gemeinschaftswerk von Vielen. Ohne den Prozess der Dorfwerkstatt bzw. Zukunftsinitiative in Ediger-Eller und die daraus entstandene Arbeitsgruppe wäre das Dorf-Büro vermutlich nicht entstanden. Es brauchte einen Raum und die richtigen Rahmenbedingungen, um die Idee hervorzubringen. Das ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung solcher Zukunftswerkstätten, die von der Ortsgemeinde und Verbandsgemeinde angestoßen wurde. Hier sind insbesondere die Verantwortlichen in der Ortsgemeinde, Bernhard Himmen und die Beigeordneten, als auch in der Verbandsgemeinde, Wolfgang Lambertz (VG-Bürgermeister) zu nennen. Auch in der anschließenden Planung und Umsetzung mussten viele Rädchen ineinandergreifen. Es hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich rund um Anja Merkel, Martin Weng und mit mir verstetigt hat. Letztliche haben Verbandsgemeinde, Ortsgemeinde und Arbeitsgruppe alle auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet. Die Wirtschaftsförderin der VG Cochem Anja Weber, ist hier besonders hervorzuheben – ebenso auch der Eigentümer der Immobilie Dr. Joachim Lippert – denn ohne diese tollen Räume und Umbauten hätten wir auch ganz andere Voraussetzungen.

Neugierig? Das Dorf-Büro “MoselWerk” befindet sich in der Hochstraße 24 in 56814 in Ediger-Eller. Weitere Infos gibt es unter www.moselwerk-coworking.de.