Dorf-Büros helfen den Menschen dabei, flexibler zu arbeiten. In unserer Reihe stellen wir einzelne Nutzerinnen und Nutzer solcher „Coworking Spaces“ vor. Heute: Heinz Bonefas, Nutzer des „Schreibtisch in Prüm“.
Ein Dorf-Büro wird für die Menschen in der Kommune eingerichtet. Es ist ein Ort, an dem sie sich treffen und zusammenarbeiten, aber auch ganz in Ruhe ihrer eigenen Arbeit nachgehen können.
Wer kann das alles sein?
Wer sitzt im Büro am Schreibtisch, wer arbeitet im Besprechungsraum zusammen, wer trinkt einen Kaffee im Cafébereich? Und warum nutzen diese Menschen die Dorf-Büros?
Die Antworten auf diese Fragen können ganz unterschiedlich sein.
In dieser Reihe stellen wir Ihnen diese Menschen vor. Wir zeigen Beispiele für mögliche Nutzerinnen und Nutzer, die von einem Dorf-Büro profitieren können. Manche davon arbeiten im Modellprojekt „Schreibtisch in Prüm“, einige in anderen ländlichen Coworking Spaces. Andere kennen wir heute noch gar nicht, vermuten aber, dass es sie da draußen gibt und dass sie von Coworking im ländlichen Raum profitieren würden.
Heinz Bonefas hat im Rentenalter zwei Unternehmen gegründet. Dafür nutzt er den Schreibtisch in Prüm. Projektleiterin Annika Saß spricht mit ihm im Interview über die Vorteile, die das Arbeiten im Schreibtisch in Prüm mit sich bringt.
Was gefällt dir besonders am Arbeiten im Schreibtisch in Prüm?
Was ich einfach toll finde, sind die Räume hier. Es ist sehr ruhig. Die Büros sind optimal eingerichtet: Es gibt einen Schreibtisch, einen Drucker und einen Schrank für Ordner. Von meinem Bürofenster sehe ich direkt auf mein Haus. Das sind nur 100 Meter. Zuhause wird man einfach immer gestört. Aber zu diesem Preis lohnt sich das auch bei 100 Metern.
Was genau arbeitest du?
Eigentlich bin ich Rentner. Ich hatte einen Getränkegroßhandel, den ich aber verkauft habe, weil meine Kinder kein Interesse hatten. Der Getränkehandel wird immer schwieriger, weil viel Gastronomie schließt. Mein Nachbar hatte zwei Mietwagen, mit denen er Krankenfahrten machte. Er wollte aufhören und ich habe das dann übernommen. Jetzt habe ich zwei Autos, um Leute aus dem Raum Prüm zu Bestrahlungen, Chemotherapie oder Augenuntersuchungen zu fahren.
Gemeinsam mit einem guten Bekannten baue ich außerdem noch einen Weinhandel auf. Wir haben jetzt schon mehrfach Weine aus Italien importiert. Er wohnt in Schwabach bei Nürnberg. Dort hat er viele Bekannte und veranstaltet Weinproben. Er schreibt die Rechnungen und macht die Buchführung, die Logistik und das Lager mache ich in Prüm-Dausfeld. Ich kontaktiere italienische Gastronomen und baue unser Netzwerk auf. Wir wollen nur Weine verkaufen, die online nicht erhältlich sind. Aktuell verkaufen wir nur lokal über Weinproben. Wir machen kleine Veranstaltungen mit Menschen aus der Gegend oder Geschäftsleuten. Seit Dezember 2019 ist unsere Webseite online: www.hh-weinkeller.de.
Betreust du beide Unternehmen vom Schreibtisch in Prüm aus?
Ja genau. Manchmal fahre ich auch selbst. Aber die Fahrtenplanung, die Rechnungen und die Buchführung mache ich hier. Und eben alles weitere, was noch so anfällt.
Wie bist du auf den Schreibtisch in Prüm aufmerksam geworden?
Ich lese immer intensiv die Zeitungen hier in Prüm. Da habe ich eure Anzeige entdeckt. Donnerstags konnte man damals zu einer offenen Sprechstunde kommen, sich informieren und alles anschauen. Das habe ich gemacht und war mir direkt sicher, dass ich hier arbeiten möchte.
Welche Verbesserungsvorschläge hast du für den Schreibtisch in Prüm?
Darüber mache ich mir viele Gedanken. Vor allem, wie man das Angebot noch mehr verbreiten kann. Es gibt einige Angestellte von großen Firmen hier in der Gegend, die im Home-Office arbeiten. Ich erzähle viel von dem Angebot im Umkreis und spreche auch Unternehmen an, die ich kenne. Man muss die Leute immer wieder daran erinnern. Nur einmal von dem Angebot zu hören, reicht nicht. Das merke ich bei meinen Krankenfahrten auch. Viele rufen ein Taxi und stellen erst im Nachhinein fest, dass sie mich auch hätten anrufen können.
Wie wichtig ist es dir, mit den anderen hier Kontakt zu haben?
Ich bin immer offen dafür, was die anderen machen. Zum Beispiel im Gespräch während gemeinsamen Kaffeepausen. Manchmal treffen wir uns auch im Flur und reden kurz.
Abschließend möchte ich nochmal nachfragen: Wenn Du dein Haus von hier sehen kannst, dann bist Du doch in drei Minuten hier. Warum möchtest Du trotzdem lieber hier arbeiten als Zuhause?
Ja das stimmt. Ich bin wirklich schnell hier. Wir haben einen Studenten zu Hause, der auch Home-Office macht. Dann stört man sich gegenseitig. Wir haben leider nur ein kleines Büro. Hier kann ich optimal und in Ruhe arbeiten. Zuhause wird man einfach oft abgelenkt.
Vielen Dank für deine Zeit!