Seit 2019 begleitet die cowork AG den Wettbewerb “Dorf-Büros – Coworking-Spaces in Rheinland-Pfalz” mit fachlicher Expertise. Wir haben mit Tobias Kollewe, CEO der cowork AG über das Projekt gesprochen.
Tobias, Ihr begleitet das Projekt von der fachlichen Seite. Wo liegen eure Aufgaben?
Unser Team hilft den neuen Coworking-Spaces dabei, sich von Beginn an professionell und nachhaltig aufzustellen. “Coworking” bedeutet ja mehr, als ein paar Schreibtische in einen Raum zu stellen, ein Coworking-Schild über die Tür zu hängen und loszulegen. Die Komplexität des Themas wird zu Beginn häufig noch ein bisschen unterschätzt. Mit der Unterstützung durch unser Team und das Team der Entwicklungsagentur geben wir schon weit vor der Eröffnung ganz konkrete Hilfestellung.
Und wie sieht das konkret aus?
Für die Verbandsgemeinden, die den Zuschlag bekommen haben, veranstalten wir zunächst eine Reihe von Fachworkshops. Dabei geht es um Themen wie die richtige Raumgestaltung, Betriebskonzepte, rechtliche Fragestellungen, Organisation des Tagesbetriebs, Software und Vermarktung von Coworking im ländlichen Raum. Die Themen sind immer sehr spezifisch und wir gehen in den Seminaren vor Ort immer auf die speziellen örtlichen Gegebenheiten ein.
Und auch außerhalb der Workshops begleiten wir die Dorf-Büros als Sparringspartner. Für die neu gegründeten Spaces ist das sehr hilfreich, weil sie hier von unserer Erfahrung aus vielen anderen Projekten direkt profitieren können.
Vor welchen Herausforderungen stehen die neuen Spaces – gibt es Fragestellungen, die immer wieder auftauchen?
Ein Klassiker ist der Rund-um-die-Uhr-Betrieb. Grundsätzlich würde ich immer empfehlen, dass Coworking-Spaces für die Nutzer an 365 Tagen im Jahr geöffnet sind – auch wenn das natürlich kein Muss ist.
24/7/365 heißt natürlich nicht, dass eine 24-Stunden-Betreuung vor Ort gewährleistet sein muss, aber damit kommen auf die Gemeinden natürlich organisatorische und technische Fragestellungen zu. Dank Smartlocks und digitalisierten Prozessen lässt sich das aber sehr einfach und sicher realisieren. Das ist aber nur eines von 521 Themen, die im Laufe der Workshops auf den Tisch kommen.
Wie waren Deine Erfahrungen mit dem ersten Dorf-Büro?
Toll! Kann man gar nicht anders sagen. Trotz des enormen Zeitdrucks hat das Team im Coworking DEULUX einen richtig tollen Job gemacht! Nach unserem ersten Workshop ist, glaube ich, erstmal eine kleine Ernüchterung eingetreten, weil viele Themen bis dahin einfach noch nicht angesprochen wurden. Wie lässt sich der Space auch nach dem Projektzeitraum wirtschaftlich rentabel betreiben? Welche Weichen müssen dafür schon jetzt gestellt werden? Wie funktioniert die Vermietung von Besprechungsräumen in der täglichen Praxis? Wie werden die Gebühren für grenzüberschreitende Coworker richtig berechnet? Wir haben da alle gemeinsam viel erarbeitet und Klaudia Krütten und Nicole Zimmer haben mit viel Engagement einen tollen Space auf die Beine gestellt!
Hand aufs Herz: Coworking im Dorf, kann das funktionieren?
Absolut, das sage ich aus tiefer Überzeugung. Der Space in Wasserbilligerbrück oder der “Schreibtisch in Prüm” sind da gute Beispiele. Viel hängt davon ab, wie gut ein Coworking-Space geplant und organisiert ist. Natürlich gelten hier ganz andere Spielregeln als in Metropolen wie Berlin oder München. Dafür haben kleine Orte durch Spaces die besondere Chance, Ortskerne und brachliegende Flächen zu reaktivieren und neben den Angeboten rund um Remote Work auch weitere Ideen, wie zum Beispiel Dorf-Läden oder -Cafés umzusetzen. Da gibt es bundesweit ganz tolle Ideen und auch die Bewerbungen zum Dorf-Büro 2020 bringen viele spannende Ansätze mit.
Eine letzte Frage: Was fasziniert Dich persönlich am Thema “Coworking”?
Coworking ist nicht nur ein Schlagwort und NewWork ist keine leere Phrase. Coworking schafft die Möglichkeit, unsere Lebens- und Arbeitsweise nachhaltig zu verbessern. Und auch Dank der Digitalisierung ergeben sich mit Remote Work viele neue Möglichkeiten. Das merken wir als dezentral organisierte Firma ganz besonders. Ich finde es faszinierend, welche Möglichkeiten das mit sich bringt, für Unternehmen, Freelancer und Angestellte und wie man arbeiten kann, wenn man den ersten Schritt erstmal gegangen ist. Getreu dem Motto: “Arbeite doch, wo Du willst!”.