Der Begriff „Coworking“ kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „zusammen arbeiten“. Da liegt es nahe, dass auch bei der Konzeption unserer Dorf-Büros Zusammenarbeit verschiedener Akteure von Anfang an mitgedacht wird. Auf Grundlage einer von der Entwicklungsagentur beauftragten Studie beschreibt dieser Artikel mögliche Kooperationen zwischen Kommunen und Unternehmen für die Dorf-Büro-Konzepte.
Professor Wiegand vom Institute of Property Research befragte im Rahmen der Studie „Flexible Büronutzung und ländliche Coworking Spaces. Erhebung von Potenzialen der ‚smart occupancy‘ bei rheinland-pfälzischen Unternehmen“ Unternehmen aus Rheinland-Pfalz zu ihrer Einstellung zur Flexibilisierung der Arbeit und zu ihrer Bereitschaft, Mitarbeitende in Coworking Spaces arbeiten zu lassen oder selbst an der Einrichtung von Coworking Spaces zu arbeiten oder mitzuarbeiten.
Die Studie hat ergeben, dass rheinland-pfälzische Unternehmen sich unter anderem um ihre Mitarbeitenden sorgen, weil Arbeitsbelastung und lange Pendelwege zu einem hohen Krankenstand führen. Die Sorge um Diesel-Fahrverbote, die Angestellten den Weg zum Arbeitsort erschweren, kommt hinzu. Unternehmen beklagten außerdem Probleme bei der Personalgewinnung.
Home Office, flexible Arbeitsplätze, Coworking
Flexibilisierung der Arbeit kann ein Weg sein, diesen Problemen entgegen zu wirken. Es gibt dabei verschiedene Formen, zum Beispiel Home Office, flexible Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens oder Coworking.
Es gibt in Rheinland-Pfalz bereits Unternehmen, die sich mit Coworking beschäftigen oder sogar eigene Coworking Spaces aufbauen. Einige im ländlichen Raum gelegene Unternehmen geben ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, in städtischen Coworking Spaces zu arbeiten und somit in der Stadt leben zu können. Diese Möglichkeit nutzen sie als Argument bei der Personalgewinnung. Der Stand der Veränderung in den Unternehmen ist jedoch sehr unterschiedlich.
Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden (zeitweise) in Coworking arbeiten lassen, profitieren von einigen Vorteilen:
- Pendelzeiten werden reduziert.
- Die gemeinsame Arbeit mit anderen, branchenfremden Coworkerinnen und Coworkern fördert Innovation.
- Die Möglichkeit, im Coworking Space zu arbeiten, ist ein Argument bei der Personalgewinnung.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind weniger durch Pendelstrecken belastet. Sie sind zufriedener und seltener krank. Verspätungen durch Stau werden reduziert.
- Es entstehen neue Möglichkeiten der Personalgewinnung: Teilzeitkräfte, die zum Beispiel wegen familiärer Verpflichtungen nicht außerhalb ihres Wohnortes arbeiten können, stehen als Arbeitskraft zur Verfügung.
- Das Unternehmen wird als innovativ und zukunftsorientiert wahrgenommen.
- Die Nutzung von Coworking Spaces kann helfen, temporäre Belastungsspitzen, zum Beispiel in der Projektarbeit, abzufangen: durch zusätzliche, flexibel nutzbare Arbeits- und Besprechungsplätze für zusätzliche Mitarbeitende oder durch einen abgeschlossenen, vom Unternehmen räumlich getrennten Besprechungsraum für Klausurtagungen und intensive Projektarbeit.
Oft fehlt es an Wissen und Infrastruktur
Das Angebot an Coworking Spaces ist, insbesondere im ländlichen Raum, noch nicht ausreichend, damit Unternehmen es nutzen können. Eine Möglichkeit ist, dass Unternehmen selbst Coworking Spaces für ihre Mitarbeitenden einrichten. Einige rheinland-pfälzische Unternehmen erfüllen hier eine Vorreiterrolle und errichten eigene Coworking Spaces. Oft fehlen den Unternehmen jedoch Wissen und Infrastruktur, um eigenständig Coworking Spaces für ihre Mitarbeitenden einzurichten. Diesen Mangel kann eine Teilnahme am Projekt „Dorf-Büros“ beheben.
Im Rahmen des Projektes „Dorf-Büros. Coworking Spaces in Rheinland-Pfalz“ werden Kommunen finanziell und mit Fachwissen bei der Einrichtung von Coworking Spaces unterstützt. Bewerben können sich Verbandsgemeinden, verbandsfreie Gemeinden und Ortsgemeinden (mit Unterstützung ihrer Verbandsgemeinde). Die Kommunen sind angehalten, bereits in der Bewerbung Kooperationspartner zu benennen.
Stets ist die Kommune Partnerin der EA
Unternehmen, die als Kooperationspartner der Kommunen auftreten, können von der Unterstützung im Rahmen des Projektes profitieren.
Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kommune kann, je nach den Gegebenheiten vor Ort, unterschiedliche Formen annehmen. In allen Fällen ist die Kommune Bewerberin und Vertragspartnerin der Entwicklungsagentur.
So könnte die Zusammenarbeit zum Beispiel aussehen:
- Das Unternehmen ist Betreiber, die Kommune bewirbt sich mit dem Unternehmen als Kooperationspartner für das Projekt Dorf-Büros.
- Die Kommune ist Betreiberin des Dorf-Büros. Das Unternehmen übernimmt im Rahmen eines Kooperationsvertrages Teile der organisatorischen Arbeit und der Kosten und kann dafür eine vertraglich festgelegte Anzahl an Schreibtischen oder Besprechungsräumen vorrangig nutzen.
- Die Kommune ist Betreiberin des Dorf-Büros und stellt dem Unternehmen eine gewisse Zahl an Arbeitsplätzen zur Verfügung.
- Die Kommune ist Betreiberin des Dorf-Büros. Das Unternehmen beteiligt sich konzeptionell und finanziell an der Ausstattung und Einrichtung einzelner Teile des Dorf-Büros, zum Beispiel des Besprechungsraumes.
Beide Seiten profitieren
Eine Kooperation zwischen Kommune und Unternehmen hat für beide Parteien mehrere Vorteile: Die Kommune kann von einer Kooperation mit Unternehmen finanziell oder durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen profitieren. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel zusichert, eine feste Anzahl an Schreibtischen für die eigenen Mitarbeitenden zu buchen, bedeutet das eine erhöhte finanzielle Sicherheit für die Kommune als Betreiberin des Dorf-Büros. Viele Kommunen fragen sich, wie sie den Bedarf für ihr Dorf-Büro ermitteln können. Das Interesse durch ein Unternehmen kann hier einen ersten Anhaltspunkt bieten.
Auch für das Unternehmen hat die Kooperation mit der Kommune zur Einrichtung eines Dorf-Büros Vorteile:
- Es kann ein Angebot für seine Mitarbeitenden (mit)gestalten, das zu mehr Arbeitszufriedenheit und weniger Krankenständen führen kann.
- Mitarbeitende des Unternehmens können durch den Austausch mit anderen Nutzerinnen und Nutzern des Dorf-Büros ihre Kreativität erhöhen.
- Das Unternehmen wird durch die Zusammenarbeit mit der Kommune organisatorisch entlastet. Es kann flexibel und mit überschaubarem konzeptionellem und finanziellem Aufwand beginnen, die neuen Möglichkeiten zur Arbeitsgestaltung durch die Digitalisierung für sich zu nutzen.
- Im Projekt „Dorf-Büros“ erhalten die Unternehmen das ihnen fehlende Wissen über Coworking Spaces: Die Unterstützung durch die Entwicklungsagentur und die cowork AG beinhalten unter anderem eine Vorlage zur Konzeption, mehrere Workshops zur fachlichen Überarbeitung des Betriebskonzepts und eine fachliche Betreuung im laufenden Betrieb.
Haben Sie für Ihr Dorf-Büro-Projekt schon einmal über eine Kooperation nachgedacht?
Wenn Sie dazu Fragen haben oder von Ihren Erfahrungen mit Flexibilisierung der Arbeit berichten möchten, kontaktieren Sie uns: dorfbueros@ea-rlp.de
An dieser Stelle möchten wir Sie noch einmal an unser Angebot erinnern, uns bis zum 14. Februar einen Entwurf der Bewerbungsmappe für eine unverbindliche Rückmeldung zu schicken!