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Digitale Lösungsstrategien für Herausforderungen im ländlichen Raum

Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT hat eine Studie zu den Chancen und Herausforderungen digitaler Lösungsansätze im ländlichen Raum veröffentlicht. Nach Auswertung der Erfahrungen aus 49 digitalen Projekten zur Stärkung des ländlichen Raums erarbeitet die Studie Handlungsempfehlungen für Projektdurchführende und die öffentliche Hand gleichermaßen. Auch der Schreibtisch in Prüm und das erweiterte Modellprojekt „Dorf-Büros“ wurden in der Studie eingebunden. Die untersuchten Projekte adressieren unterschiedliche Herausforderungen im ländlichen Raum, wie zum Beispiel in den Bereichen „digitale Infrastruktur“, „Mobilität“, „Nahversorgung“ oder „Arbeit und Wirtschaft“. Wie die Studie zeigt, werden für den Bereich „Arbeit und Wirtschaft“ besonders oft digitale Lösungsstrategien entwickelt: 17 der 49 Projekte können diesem Bereich zugeordnet werden, so auch die Dorf-Büros. Die Idee des Coworking im ländlichen Raum schafft Arbeitsplätze vor Ort, kann die Region für Unternehmen attraktiver gestalten und vielseitige Arbeitsmodelle im ländlichen Raum etablieren.

Ähnliche Herausforderungen für digitale Lösungsansätze

Die Studie stellt nach Auswertung aller Projekte fest, dass digitale Projekte im ländlichen Raum zu großen Teilen mit den gleichen Schwierigkeiten konfrontiert sind. So stehen viele Projekte vor der Herausforderung, nur auf eine zeitlich begrenzte finanzielle Unterstützung zurückgreifen zu können. Auch die Unterstützung im Projekt „Dorf-Büros“ ist auf drei Jahre angelegt. Die Projektlaufzeit wird jedoch dadurch verlängert, dass die Kommune ihr Dorf-Büro für zwei weitere Jahre in Eigenbetrieb weiterzuführen hat. Um das Dorf-Büro finanziell abzusichern, unterstützt die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz die Kommunen dabei, ein tragfähiges Betriebsmodell für den Weiterbetrieb ihres Dorf-Büros zu entwickeln.

Auch die Schwierigkeit umständlicher Abwicklungsprozesse und komplexer Benutzeroberflächen, die viele der ausgewerteten Projekte betrifft, wird im Projekt Dorf-Büros durch die Einbindung der cowork AG als erfahrenem Coworking-Spezialisten adressiert. In Workshops unterstützt die cowork AG die Kommunen bei der Strukturierung von Abwicklungsprozessen und der Wahl digitaler Programme zur Organisation des Betriebs in ihrem Dorf-Büro.

Als größte Herausforderung wird die Kommunikation des eigenen Angebots gegenüber der Zielgruppe genannt. Die Studie stellt hier zum einen die Kooperation mit anderen regionalen Akteuren als wichtiges Mittel heraus, um das Projekt auf eine breite Basis zu stellen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Auch bei den Dorf-Büros können die Kommunen Kooperationen eingehen und somit auf die vielseitigen Kompetenzen in ihrer Region zurückgreifen. Zum anderen sind Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort wichtig, die ihre Begeisterung für das Projekt in die Ortsgemeinschaft tragen und die Zielgruppe auf einer persönlichen Ebene ansprechen. Beim Schreibtisch in Prüm übernimmt Rudolf Müller diese Rolle, der sowohl die Nutzerinnen und Nutzer vor Ort betreut als auch das Angebot des Coworking Space im Ort verbreitet.

Erfolgreiche Umsetzung digitaler Projekte

Mit Bezug zum Erfolg der digitalen Projekte betont die Studie, dass gerade im ländlichen Raum ein hohes Maß an Geduld gefordert ist: Die Projekte sollten langsam wachsen, anstatt sich zu Beginn zu hohe Ziele zu stecken. Für die Dorf-Büros wurde deswegen eine kleine Mindestanzahl von vier Arbeitsplätzen festgelegt, die bei Bedarf erweitert werden können. Die Erfahrungen aus dem Schreibtisch in Prüm zeigen ganz besonders, wie wichtig die Geduld für den Erfolg eines Projektes ist: Nach mehr als zweieinhalb Jahren Betrieb sind dort zum ersten Mal alle acht Schreibtische ausgebucht.

Die Studie empfiehlt, die Projekte als Lernprozess zu verstehen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. So lassen sich regional verwurzelte Projekte initiieren, die die Chancen der Digitalisierung gezielt in die Bewältigung der Herausforderungen des ländlichen Raums einbinden. Dennoch betont die Studie, dass die Digitalisierung allein diese Herausforderungen nicht überwinden, sondern lediglich ihre Folgen abmildern kann. Digitale Projekte können einen Beitrag leisten, den ländlichen Raum in eine digitale Zukunft zu führen und dauerhaft zu stärken.

Die Studie gibt es hier zum Download:

Ländlich, Digital, Attraktiv – Digitale Lösungsansätze für ländliche Räume
Kompetenzzentrum Öffentliche IT
Basanta Thapa, Nicole Opiela, Michel Stephan Rothe